Leseecke — 26. Dezember 2013 at 21:56

Die Geschichte von Arba’in (40 Tage nach Imam Hussains (as) Märtyrertod)

Der Mond ging fast unter, seine sterbenden Strahlen niederwerfend auf das Wasser des Bachs „Al- Quma“ und den einigen Zelten, die an seinem Ufer aufgeschlagen waren. Neben diesen Zelten gab es einige Gräber, die über Entfernungen hinweg verstreut waren, versorgend der einzigen Landschaft, welche von den Mondstrahlen dunkel beleuchtet werden konnte.

Die Stille der Nacht erstickte beinahe. Die einzigen Geräusche, die man meilenweit hören konnte, waren das Zirpen der Nachtinsekten und das eintönige Geplätscher des Wassers, welches die traurigen Ereignisse des Tages, der den Tod von denjenigen gesehen hatte, die begraben in den nahe gelegenen Gräbern lagen, nacherzählte.

Plötzlich gab es eine Regung in einem der Zelte, so als ob jemand aus seinem Schlaf erwachte. Die Zeltklappe wurde angehoben und ein alter Mann mit gekrümmtem Rücken ging, sich selbst stützend mit einem Stab, heraus gefolgt von einer jungen Person, die anscheinend (offensichtlich) sein Diener oder Krankenwärter war. Langsam schritt er in Richtung der anderen Zelte und blieb einige Schritte entfernt stehen. Er rief nach den Insassen der anderen Zelte, damit sie heraus kamen.

Der Mann sprach mit einem autoritären Ton, denn als die anderen Personen, die schliefen, seine Stimme hörten, hetzten sie eindeutig besorgt um seine Sicherheit und sein Wohl heraus. Er schien ihr Anführer oder Stammesführer zu sein, da sie ihn ergiebig mit gesenktem Haupt ansprachen.

Eine dieser Person, die ihm möglicherweise (vielleicht) näher stand, ein Freund wenn nicht blutsverwandt und durchaus älter war, lief eilig dorthin wo der alte Mann stand und sagte: „Oh, Jaber. Was ist los, warum wachst du so früh vor Sonnenaufgang auf? Möge Allah dich und deinen noblen (edlen), verehrten Vater segnen. Wir fühlten uns alle verängstigt bei dem Gedanken, dich hätte eine Krankheit heimgesucht und dich Schmerzen aus dem Schlaf aufwachen ließen. Bitte erzähle uns über die Ursache deiner Unruhe, wenn keine Verbindung zu deiner Gesundheit besteht.“

Der alte Mann war niemand anderes als Jaber Ibn Abdullah Ansari (as). Er hörte vom Märtyrertod Imam Hussains (as) und von seinen Gefährten sowie über die Gefangennahme und Demütigung der überlebenden Mitglieder seiner Familie, die eilig nach Karbala mit seinen ergebenen Freunden und Anhänger liefen. Er hörte, dass die Körper der Märtyrer von Karbala ohne irgendeine Bestattung zurückgelassen wurden.

Als er Karbala erreichte, sah er die Bani Asad, welche ihre nomadischen Lager etwas weiter weg von Karbala stehen hatten, die Körper mit Sand bedeckten, um sie vor der Verwüstung zu schützen. Doch eine angemessene Bestattung wurde den Märtyrern nicht gestattet. Jaber (as) bereitete mithilfe seiner Freunde, die Grabstätten der Märtyrer vor.

Jaber Ibn Abdullah (as) erklärte seinen Freunden und Gefährten, dass der Grund für sein frühes aufwachen war, dass er in seinem Traum den heiligen Propheten (sa) sah, der ihm erzählte, dass die Gefangenen Karawane, einschließlich Imam Zainul Abidien (as) und Imam Hussains Schwestern diesen Morgen Karbala erreichen werden. Der Prophet (sa) bat ihn voraus zu gehen, um sie zu grüßen und ihnen seine Grüße (des Propheten) und sein Beileid zu überbringen. Jaber (as) erzählte seinen Freunden, dass er danach aufwachte und das er wollte, dass sie ihn begleiten, sodass er voraus gehen konnte um die Karawane zu empfangen und die Gastgeber der Familie des Propheten (Frieden sei auf ihnen) zu sein.

Zu diesem Zeitpunkt war der erste Strahl der Morgendämmerung am Osthorizont sichtbar. Einer von Jabers (as) Gefolge rezitierte den Gebetsruf und alle brachten ihre Morgengebete dar und dankten dem Allwissenden Allah dafür, dass er ihnen die Möglichkeit gegeben hat, nicht nur die ersten Pilger zu den Gräbern der Märtyrer von Karbala, sondern auch die ersten, die die Familie des Propheten (Frieden sei auf ihnen) grüßen dürfen, auf dem Rückbesuch ins Land, welches durch das Heilige Blut der Märtyrer heilig gemacht wurde.

Sobald sie ihr Gebet beendeten, sahen sie eine Staubwolke, die sich im entfernten Horizont erhebte und auf die Annäherung einer Karawane hinwies. Jaber (as)  und seine Freunde ritten los um die Familie des Propheten (Frieden sei auf ihnen) zu empfangen und willkommen zu heißen. Als sie eine Rufweite erreichten, stiegen sie von ihren Rössern herab und grüßten mit innigem Respekt Imam Ali Zainul Abidien (as).

Jaber ging zum Imam herüber und hielt die Zügel seines Pferdes respektvoll, führte ihn mit dem Rest der Karawanengefolgschaft zu seinem Lager, welches am Ufer des Flusses lag. Er erzählte dem Imam (as) von der Absicht seines Besuches in Karbala, von dem was er dort, während er dort Halt machte, sah und hörte sowie von dem, was er dort tat. Außerdem erkundigte er sich respektvoll bei Imam Zainul Abidien (as) über die angemessene Behandlung gegenüber ihm und den Damen der Familie des Propheten (Frieden sei auf ihnen).

Als ihm diese Frage gestellt wurde, weinte der Imam (as) leise für eine geraume Zeit und antwortete dann gütig: „Oh, Jaber es ist eine Geschichte des Leidens, welche in Blut und Tränen niedergeschrieben für die zukünftigen Generationen zu lesen sein wird! Von welchem Leid soll ich dir berichten, die wir nach der  Tragödie hier ertrugen?“

Als die Frauen der Familie des Propheten (saas) die Grabstätten der Geliebten sahen, fielen sie eine nach der anderen von ihren Kamelen, überwältigt von Trauer und Kummer, herunter. Jede hetzte zu den Gräbern ihres Sohnes, Bruders, Vaters oder Ehemannes. Jede dieser Damen vergoss ihr Herz über das Grab ihrer liebsten verstorbenen Beziehung, dabei vom ganzen Leid erzählend, welche sie ertragen mussten. Zainab (as) huschte geradewegs zu Hussains (as) Grab.

Man hörte folgendes Sayyida Zainab (as) auf dem Grab Imam Hussains (as) sagen: ,,Mein geliebter Bruder, ich bin zu dir zurückgekehrt, jedoch ohne Sakina (as), welche du mir zur Sorge in der Zeit der Abreise anvertraut hast. Mein liebster Bruder, deine geliebte Sakina ertrug all das Leid stumm und standhaft, bis sie sie nicht mehr länger ertragen konnte und ihre Seele ihrem Schöpfer übergab. Verzeihe mir mein lieber Bruder, wenn ich in irgendeiner Weise bei der Erfüllung der Mission, die du mir anvertraut hast, schwankte.“

Dieses Ereignis fand 40 Tage nach dem Märtyrertod Imam Hussains statt. Seitdem gedenken die Anhänger Imam Hussains jedes Jahr dieses Ereignis mit Versammlungen und Erinnerungen dieser Tragödie, die Imam Hussain und seine Familie am Tage von Ashura und den 40 nachfolgenden Tagen durchlebten.

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